Allgemeines zur Behandlung

Wie bereits beschrieben entstehen psychische Erkrankungen durch zahlreiche Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen. Diese Faktoren reichen von Vererbung, Veränderungen der Botenstoffee des Gehirns, körperlichen Erkrankungen, belastenden Erlebnissen im bisherigen Leben, aktuellen Konflikten, Stress bis zu sozialen Belastungen wie Arbeitslosigkeit. 

So wie bei körperlichen Krankheiten kennen wir zwar mittlerweile viele dieser Faktoren, verstehen die Zusammenhänge aber oft nur unzureichend. Aus diesem Grund ist es im Einzelfall nicht immer klar, was bei dieser oder jener Person zum Auftreten der Erkrankung geführt hat. Trotzdem können psychische Erkrankungen in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. 

Häufig sind wir mit der Idee konfrontiert, dass Therapie bzw. Behandlung nur möglich sind, wenn die Ursachen psychosozial sind, dass man aber nichts tun kann, wenn sie biologisch sind. Dies trifft keinesfalls zu. Sowohl die psychische Gesundheit als auch die Störungen der psychischen Gesundheit resultieren aus einer Mischung von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Deshalb ist es auch sinnvoll, bei der Behandlung alle drei Bereiche (biologische, psychologische, soziale) zu berücksichtigen, die einander ergänzen, sich aber nicht wechselseitig ersetzen können. 

Studien zeigen uns, bei welchen Krankheiten welche Formen der Behandlung wirksam sind. Während früher oft aus ideologischen Gründen Entscheidungen über die Verwendung von Medikamenten, Psychotherapie und Soziotherapie getroffen wurden, wissen wir heute, dass alle drei Formen der Behandlung wirksam sind, aber je nach Krankheitsbild, Verlauf und Schwergrad unterschiedlich wirksam sind und verschiedene Vorteile bieten. 

So wissen wir welche Medikamente, welche Formen der Psychotherapie und welche Formen der Soziotherapie bei welchen Krankheiten angezeigt sind. Aber auch bei gleichen Krankheiten können je nach Schweregrad und Dauer unterschiedliche therapeutische Maßnahmen sinnvoll sein. Zum Beispiel wissen wir, dass bei Depressionen sowohl Antidepressiva als auch Psychotherapie wirksam sind. Je schwerer eine Depression aber ausgeprägt ist, umso wichtiger sind Antidepressiva, da sie bei schwerer Symptomatik besser wirken als Psychotherapie, Umgekehrt wissen wir, dass langdauernde chronische Depressionen besser auf Psychotherapie ansprechen als jene mit kurzer Dauer. Bei vielen Menschen, die an einer Depression leiden, ist die Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten am wirksamsten. 

Ein anderes Beispiel betrifft Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind. Antipsychotika können die Krankheitssymptomatik reduzieren. Wenn Angehörige lernen, Ihren Kommunikationsstil an die Bedürfnisse der Erkrankten anzupassen, kann das für die Kranken Stress reduzieren. Die Medikamente können aber nicht die Arbeit mit den Angehörigen ersetzen und umgekehrt. 

Letztlich ist es erforderlich, für und mit jedem Patienten eine individuell angepasste Therapie zu erarbeiten, um eine ideale Kombination aus psychopharmakologischen, psychotherapeutischen und soziotherapeutischen Angeboten zu finden. Dies erfordert sowohl die Beachtung von aktuellen Studienergebnissen, als auch der individuellen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Umgebung.

Die körperliche Gesundheit von psychisch erkrankten Menschen ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Behandlung. Heute weiß man, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung auch ein größeres Risiko haben, verschiedene körperliche Erkrankungen zu entwickeln. So besteht z.B. ein größeres Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken oder Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zu entwickeln. Es gibt Hinweise, dass manche psychische Erkrankungen mit einem höheren Risiko verknüpft sind, auch bestimmte körperliche Erkrankungen zu entwickeln. Bei manchen führt die psychische Erkrankung zu einer Veränderung des Lebensstils (wie z.B. weniger Bewegung, ungesunde Ernährung, erhöhter Nikotinkonsum) und somit zu einem größeren Risiko bestimmte Krankheiten zu entwickeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, immer auch der körperlichen Gesundheit eine besondere Beachtung zu schenken.