Soziotherapie

Während Psychotherapie und Medikamente auf die einzelne Person ausgerichtet sind, existieren auch Therapieverfahren, die auf die Umgebung des Kranken ausgerichtet sind. Diese Verfahren werden Soziotherapie genannt (früher auch als Milieu-Therapie bezeichnet). 

Menschliches Verhalten ist auch bei psychischer Krankheit von Faktoren des sozialen Umfeldes (z.B. Familie, Freundeskreis) abhängig. Soziotherapie umfasst daher all jene Interventionen, die sich der Gestaltung der sozialen, zeitlichen und räumlichen Umgebung bedienen. Im Prinzip geht es um die Beeinflussung einer psychischen Krankheit und deren Verlauf durch all jene Faktoren, die zusammengefasst die Um- und Mitwelt ausmachen. 

Soziotherapie kann für alle Personen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, hilfreich sein. Besonders wichtig ist sie vor allem für jene Personen, die langfristig von der Erkrankung betroffen sind (durch einen chronischen Verlauf oder häufige Rückfälle).

Soziotherapie soll die Bedingungen dafür schaffen, dass die Erkrankten jene Fähigkeiten und Fertigkeiten verbessern oder sich aneignen können, die nötig sind, um möglichst selbständig und in guter sozialer Integration das Leben selbst gestalten zu können. 

Ausgewählte Techniken und Arbeitsweisen der Soziotherapie

  • Gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe:Durch gemeinsame Aktivitäten mehrerer Kranker gelingt es oft leichter, soziale Kontakte, eine Tagesstruktur oder Aktivitäten einzuüben. 
  • Ergotherapie:Das Arbeiten mit Materialen wie Stoff, Holz, Papier, Ton oder Farben kann zur Aktivierung und Strukturierung der Zeit verwendet werden. Bei gemeinsamen Arbeiten mit anderen werden außerdem kommunikative Fertigkeiten eingeübt. Für manche Kranke ist das Herstellen eines Werkstückes ein Training von Konzentration und Ausdauer und somit der erste Schritt zu einer beruflichen Wiedereingliederung. 
  • Physiotherapie:Physiotherapie kann neben anderen Aufgaben auch der Aktivierung dienen. Bei gemeinsamen Übungen mit anderen werden auch kommunikative Fähigkeiten trainiert. In therapeutischen Institutionen sind sie auch ein wichtiges Mittel zur Entwicklung einer Tagesstruktur. 
  • Case Managementist für jene Kranken wichtig, die wegen einer schweren Erkrankung einer langdauernden Behandlung und Betreuung bedürfen. Der Case Manager ist der verantwortliche Mitarbeiter, der die Hauptverantwortung für die Betreuung des Erkrankten trägt. Diese Person ist ein konstanter Ansprechpartner des Kranken, der für all seine Bedürfnisse und Nöte zuständig ist. Gerade in diesem Bereich ist eine Kontinuität der Betreuung von größter Wichtigkeit. Auch die Koordination von anderen therapeutischen Maßnahmen gehört zu den Aufgaben des Case Managers.
  • Von Experten geleitete Angehörigenrunden: Familienmitglieder haben oft viele Fragen bezüglich der Krankheit und ihrer Behandlung. Oft machen sie sich auch Sorgen über die Zukunft des Kranken. Die Information über das Krankheitsbild und dessen Behandlung stellt daher eine wichtige Grundlage dar. Das Erlernen eines Kommunikationsstils, der die krankheitsbedingten Bedürfnisse des Kranken berücksichtigt, ist ein wichtiges Ziel. Außerdem dienen Angehörigenrunden dazu, die Fragen und Sorgen der Angehörigen zu besprechen.