Ist bei einer akuten Episode einer psychischen Erkrankung eine stationäre Aufnahme nötig?
Ob eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus sinnvoll ist, hängt von mehreren Aspekten ab. Im Folgenden werden nur einige dieser Aspekte beschrieben :
- Bei einer akuten Krankheitsepisode können die Symptome/Beschwerden so quälend sein oder so starke Angst hervorrufen, dass dieser Zustand für den Erkrankten fast unerträglich ist. In diesem Fall kann eine Aufnahme im Krankenhaus hilfreich sein, da man im Spital auch höhere Medikamentendosen verwenden kann, um die Angst und die anderen Symptome rasch zu lindern.
- Angst, Depressionen, Halluzinationen oder Wahn können zu Spannungen mit anderen Menschen führen. Diese Spannungen bedeuten Stress, der die Krankheitssymptome verschlechtern kann. Wenn beispielsweise Spannungen mit Menschen bestehen, mit denen die kranke Person zusammen wohnt, ist es oft günstig, diesen Stress durch eine Aufnahme im Krankenhaus zu vermindern.
- Manchmal hat die medikamentöse Behandlung Nebenwirkungen, die man im Krankenhaus besser beobachten und beseitigen kann.
- Fallweise ist es schwierig, eine genaue Diagnose zu stellen, wenn der Arzt den Erkrankten nur manchmal sieht. Durch eine Aufnahme im Krankenhaus kann die Symptomatik genauer beobachtet werden – daher kann eine Aufnahme auch nötig sein, um eine richtige Diagnose stellen zu können.
- Sehr selten kann es im Rahmen einer psychischen Erkrankung zu Zuständen kommen, durch die eine Gefahr für die Gesundheit oder das Leben des Kranken selbst entsteht oder sich jemand für andere Menschen gefährlich verhält. In diesen Fällen ist üblicherweise eine stationäre Behandlung im Krankenhaus erforderlich.
Es zeigt sich also, dass generell bei psychischen Erkrankungen ähnliche Überlegungen wie bei körperlichen Erkrankungen angestellt werden, wenn man die Frage überlegt, ob eine stationäre Behandlung sinnvoll ist (z.B. stark ausgeprägte Symptome, Abklärung der Diagnose, Nebenwirkungen der Behandlung).
Die meisten psychischer Erkrankungen können heute ausreichend ambulant behandelt werden und benötigen keine stationäre Aufnahme.
Die Entscheidung über eine stationäre Behandlung muss aber immer im Einzelfall zwischen der kranken Person und dem behandelnden Arzt getroffen werden. Oft ist es hilfreich, auch die Familienangehörigen in die Überlegungen einzubeziehen.
Manche Menschen glauben, dass psychisch kranke Menschen zumeist über sehr lange Zeit in stationärer Behandlung stehen müssen. Das ist falsch. In Österreich dauert eine stationäre psychiatrische Krankenhausbehandlung – so wie in den anderen europäischen Ländern – meist nur etwa 2-3 Wochen.